Seit einem Monat ist die liebe Nelli nun nicht mehr unter uns. Wir trauern, immer noch. Sind gleichzeitig froh, dass sie nun nicht mehr leiden muss.

Wie geht es uns mit der Trauer und dem Verlust eines geliebten Wesens? Für mich spielt es keine Rolle, ob Mensch oder Tier, habe ich geliebt, geht ein wichtiger Teil von mir.

Wir Menschen haben Möglichkeiten unsere Trauer aufzuarbeiten. Sie zu benennen. Im letzten Jahr habe ich meinen lieben Papa verloren. Dank intensiver Trauerabeit mit wertvollen Wegbegleitern ist es mir gelungen, ihm einen neuen Platz in meinem Leben zu geben. Weit weg, aber  doch immer bei mir!

Aber wie geht es Tieren, die langjährige Weggefährten verlieren?

Über die Jahre habe ich einige meiner Tiere auf ihrem letzten Weg begleitet. Und für mich festgestellt, jedes der hinterbliebenen Tiere ging komplett anders mit dem Verlust seines Gefährten um.

Shunka ( mein Australian Shepherd 1995-2009) war beim Einschläfern seines besten Freundes Bello in Österreich 2005 dabei. Hat also Abschied nehmen können. Hat aber noch eine Woche JEDEN Tag, ca. eine halbe Stunde, auf der Grabstelle gelegen. Für mich war das damals echt strange.. Heute weiss ich, es war seine Art Abschied zu nehmen.

Karl ( Corgi * 2007) hat dagegen eine ganz andere Art mit dem Verlust seiner Gefährten und Wegbegleiter umzugehen. 2009 musste ich Shunka auf einen letzen Weg schicken. Karl war dabei. Auch beim Vergraben. Er hat einfch nur kurz einmal an seinem toten Freund geschnüffelt und damit war die Sache für ihn erledigt.Genauso hat er sich bei Roxys Tod 2012 verhalten.

Wohingegen Roxys Sohn Mogli lange versucht hat, seinen Papa noch anzuspielen, um ihn zum Aufstehen zu veranlassen. Auch als dieser schon in der Grube lag.

Ich habe ihm die Zeit gegeben, die er brauchte.

 

 

 

Anfang 2014 musste uns V-Trováo alias Herrmann aufgrund seines Sehnenleidens verlassen. Ich war damal nicht so weitsichtig und habe ihn aus der Herde genommen, um ihn einschläfern zu lassen. Keiner konnte Abschied nehmen, er war einfach weg! Ein paar Wochen später hatte sein „Ziehsohn“ Tassilo ( mein erster Noriker und heute treuer Wegbegleiter von Krissi) eine Kolik, musste in die Klinik.

Jeder verarbeit Verlust und Trauer anders, Tassilo eben auf Bauchebene. Davon bin ich heute fest überzeugt!

Nun haben wir uns vor ziemlich genau einem Monat von Nelli verabschieden müssen. Für mich als Mensch war es leider vorhersehbar. Ihre Geschichte steht stellvertretend für all die viel zu früh abgesetzten Fohlen, nicht artgemäss aufgezogen und nicht ihren Bedürfnissen gemäss gefördert. Das alles hat mir die Entscheidung aber nicht erleichtert. Nelli war so ein wunderbares Pferd, hat in den fast fünf Jahren hier ihre sehr liebevolle und soziale Seite ausleben können. War dabei aber immer eine „ganz spezielle“! Alle Interessierten können dies auch auf ihrem Tagebuch nachlesen.

https://menschpferdclaudiamosebach.wordpress.com/author/nellinoriker/

Askia war bei uns. Hat die ganze Zeit neben mir gestanden.

Nelli ist nach nur der Hälfte der Dosis einfach so umgeplumpst. Mit einer Karotte im Maul. Sie konnte nicht mehr und es war eine Erlösung.

Danke an Astrid, die Tierärztin. Die uns unglaublich emphatisch begleitet hat! Das ist ja leider auch nicht immer so.

Irgendwann kamen der Habakuk und der Prinz dazu. Haben an Nellis Nüstern gerochen, die Karottenreste gefressen, wieder gerochen, intensiv. Askia hat beide weggeschickt und mit einem Biss in die Schulter versucht Nelli noch einmal zum Aufstehen zu bewegen. Dann hat auch sie es akzepiert, dass ihre Freundin gegangen ist.

Ca. eine Stunde sind wir so bei Nelli gestanden. Askia hat schlussendlich aufgelöst und ist hineingegangen.

Nelli ist erst abends vom Paddock geholt worden, sodass alle die Wahl hatten wann, wie und wie lange sie Abschied nehmen. Der Ponymann ist erst zu ihr gegangen, als alle anderen schon wieder im Stall waren. Er war lange bei ihr. Hat neben ihr gestanden und sich nicht gerührt. Sicher eine halbe Stunde. Alleine. Natürlich habe ich das respektiert.

Als der Trecker kam um Nelli abzuholen, wollte Askia es nicht zulassen. Das war für mich persönlich der schlimmste Moment, Ihren Schmerz zu fühlen und ihr nicht helfen zu können.

Seitdem hat vor allem Askia sich verändert. Sie ist eher unsicher und fast schreckhaft geworden. Auch gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe.Sie hat ihren treuen Schatten und beste Freundin verloren. Oft wirkt sie wie verloren.

Wir werden von Sarah Kopmann begleitet, die mit ihrer Wissen in traditioneller chinesischer Medizin uns hilft, langsam alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Akupunktur, homöopathische Mittel zur Trauerbewältigung  sind Hauptbestandteile.

Zusätzlich verbringe ich sehr viel Zeit mit Askia, ohne sie zu fordern. Weiss ich doch aus eigener Erfahrung WIE anstrengend Trauerarbeit ist. Nicht nur mental, auch körperlich erschöpft es. Und sie kann nicht erzählen wie es ihr geht, es rausschreien, weinen… Sie zeigt es auf viel subtilere Weise. Nur wer sie gut kennt, merkt, wie sehr sie leidet. Nach aussen ist sie, wie immer, die Starke.

Der Tod gehört zum Leben. Ich habe mich im letzten Jahr sehr viel mit ihm beschäftigt und für mich hat er den Schrecken verloren.

Derjenige der geht, hat keinen Schmerz mehr.

Den Schmerz haben die Hinterbliebenen und jeder geht auf seine ganz eigene Weise damit um.

Für mich zum Beispiel ist es ein schönes Bild, dass sie nur vorgegangen sind. Wir in unseren Gedanken und Erinnerungen, bis wir ihnen folgen, mit ihnen verbunden bleiben. Eben nur räumlich getrennt.

 

Alles Liebe!