Lieber Ponymann,

7 gemeinsame Jahre. Wenn Du mich fragst viel zu wenig.

Du hast mich in den stürmischsten Zeiten meines Lebens begleitet. Hast mir Trost gespendet, wenn nötig, mir Widerworte gegeben, wenn möglich.

Frei wild und wunderbar!

Anfang Mai 2014 habe ich Dich kennengelernt. Du standest mit anderen Ponies auf eine Wiese und warst der einzige, der sich überhaupt nicht anfassen ließ. Nach einigen Verhandlungen durftest Du hier bei uns einziehen. Einzige Bedingung war, das Du gebracht wirst. Gesagt, getan, Herr Pony wurde am kurzen Strick ausgeladen, noch kürzer an die Wand gebunden, dann wurde gefragt wo denn die Box sei. Denn sonst würde er sich nie wieder einfangen lassen. (Inzwischen hat sich das Puzzle über Deine „Aufzucht“ vervollständigt, soll hier aber kein Thema sein.)

Nun warst Du da und es stand für mich außer Frage, das Du in eine Box ziehst. So gingst Du in die Freiheit auf Ehrenwort. In der Herde bist Du sofort alls vollwertiges Mitglied aufgenommen worden, warst von Anfang an, nach Askia, der Ranghöchste.

Der zweite Mensch, dem Du Dich nach mir genähert hast und von dem Du Dich damals anfassen ließest, war Krissi. Sie war zu der Zeit Reitschülerin bei mir und heute ist sie die beste Menschin für den lieben Tassilo. Von Anfang an hast Du ein besonderes Gespür für Menschen mitgebracht. Im Laufe der Zeit hast Du dann Deinen wirklichen wunderbaren Charakter zum Vorschein kommen lassen.

Du bist neben Nelli maßgeblich an meiner Findung und persönlichen Entwicklung „schuld“ 😉 Nachdem Du mental hier angekommen warst und Dich sicher fühlen konntest, hast Du Dich volle Pulle mit in die Seminare gestürzt! ( Zur Erklärung: Hier bringt sich derjenige ein, der möchte und sich danach fühlt. Nur so bleibt die Authentizität und Echtheit erhalten)

Hast Menschen da abgeholt, wo sie vorher gar nicht wussten, dass sie dort sind… Hast Grenzen durchbrochen, Dämme zum Einstürzen gebracht, Herzen geöffnet und unendlich viel Liebe und gute Laune mitgebracht.   –   Gerade verschwimmen mir die Buchstaben vor Augen, weil ich Dich endlich beweinen kann. Die letzten Wochen war ich wie in einer Versteinerung, denn mit Dir ist nicht nur ein Pony gegangen.

Sondern einer meiner besten Freunde, Verbündeter, Quatschmacher, Seelentröster, nach Vorne Schauer. Habakuks Ziehvater und Beschützer.

Ach Ponymann, Worte können garnicht das ausdrücken was Du bewegt hast.

Weil Du so warst, wie Du warst. Frei, wild und wunderbar!

Das es soweit war hast Du ganz klar angezeigt. Schon Wochen vorher hast Du erst immer mehr alleine gestanden, hast Dich schon lange nicht mehr in die Arbeit eingebracht, hast noch mehr meine Nähe gesucht. Und dann hast Du mit jedem einzelnen Familienmitglied Zweisamzeit verbracht. Hast mit Askia lange unter der Ulme gestanden, mit Prinz und Moro immer wieder lange und intensive Fellpflege gemacht, mit Gambit lange beieinader gestanden und viel Zeit mit Deus und Mio verbracht. Nur Habakuk war zum Schluss wenig an Deiner Seite. Er wirkte oft unsicher in Deiner Nähe. Fast ruppig. Jeder geht anders mit Extremsituationen um.

Am 29.09 bist Du im Kreis der Familie eingeschlafen. Alle waren wir bei Dir und haben Abschied von einem der großartigsten Wesen überhaupt genommen.

Grüss die anderen. Deine Claudia