In gewissem Sinne sind Tiere vielleicht unser Spiegel, allerdings ist doch ein Spiegel etwas statisches, ein Objekt dass dir nur dein eigenes Bild zeigt, ohne auf die Emotionen, die dahinter stehen, einzugehen. Ein Spiegel hat keine Möglichkeit Gefühle, Energie oder Stimmungen zu erwidern. Zu genau diesen Dingen sind Tiere als unser Gegenüber in der Lage. Als ein Gegenüber mit ähnlichen Empfindungen wie wir. Davon bin ich überzeugt. Eine Zeitlang dachte ich, Spiegelseminare wäre richtig ausgedrückt. ! Fühl doch mal ! bringt es allerdings viel besser auf den Punkt! Sich selbst zu fühlen, in die Emotionen des Gegenübers zu fühlen und dadurch soviel schönes über sich zu erfahren.Ohne Druck und Zwang. Einfach so, weil es ist, wie es ist. Wunderbar!

Anzunehmen was kommt und nicht zu hinterfragen. Und als Geschenk mit dem Gegenüber ein Miteinander zu finden.

 

Nelli hat in einem früheren Post das Ganze sehr gut auf den Punkt gebracht.

09.05.2015 Nelli`s Tagebuch

Fühlen!!! Das is ja auch sone Sache… Heute fühl ich mich extrem müde, weil gestern war wieder son Agility Kurs und da hab ich auch mitgemacht. C. hat dann auch noch mit mir angeben wollen.  Hat se auch gemacht! so ganz ohne alles, also nur mit Schnur um Hals haben wir dann den ganzen Parcours gemacht! Bin sogar wieder frei durch den Tunnel geflitzt! N paar Zweibeiner haben Fotos gemacht, mal abwarten was von mir mit dabei ist.. Slalom im Trab und alles so. Dabei hab ich manchmal mein „Nelligesicht“ gemacht und so getan also ob ich fuchsteufels wild bin! ( so mit Kopf schütteln und „böse“ gucken ,bißchen in C. Richtung „schnappen“ und so). Aber in Wirklichkeit hab ich mich total stolz und wichtig gefühlt!

Fühlen kann ja ganz viel sein find ich, so wie wenn man wen oder was geliebtes verloren hat, Trauer heißt das dann.

Ein bißchen Schadenfreude, wenn ganz doll lustige dinge passieren (also den anderen); so wie neulich, da wollte mein Bruder angeben wie’n Wilder und hat dabei leider erst die Balance und dann auch noch den Boden unter den Füssen verloren`… hihihi das war lustig 🙂  )

Glücklich fühle ich mich, wenn ein Zweibeiner doll mit mir kuschelt und mich versteht. Das ist dann so’n warmes Gefühl wie Sonnenstrahlen, die durch den ganzen Körper gehen…

Glück fühle ich auch, wenn ich an unsere Herde denke und ich weiss, dass wir zusammenbleiben und ich nicht wie andere immer den Stall wechseln muss.

Aber ich fühle auch wenn ein Zweibein in den Stall kommt und traurig, lustig, unsicher oder überheblich, oder was auch immer ist.

Oder ob der Lippenlärm (Anm. C. Sprache/Worte) den die machen echt gemeint ist. Manchmal plappern die Zweibeiner total „wichtige“ Sachen, aber der Rest von dem Zweibein sagt ganz klar durch die Energie und Körpersprache was komplett anderes. Das fühl ich genau!!! Das war ja immer mein Problem früher.

 

Fühlen ist auch noch was anderes, wenns regnet fühle ich die Regentropfen auf dem Fell, Schnee bleibt ja meist auf uns liegen und dadrunter ist es kuschelig, wenn die Sonne scheint fühle ich Wärme und wie sich mein Fell aufstellt um noch mehr Wärme und Sonne zu speichern.

Wenn son Zweibein meinen Kopf in seine Hände nimmt, mich anguckt und sagt , Nelli du bist so schön! Und meint das auch so, dann fühle ich soviel Wärme und Glück wie ich das bisher nur bei dem Pfridolin gefühlt habe!!! <3

Wenn ich an Jungs so denke, so wie den Pfridolin fühle ich ein Kribbeln im Bauch und so über all. Voll schön!!!!

Fühlen heisst ja leider auch Schmerzen fühlen, kenn ich von früher… Nich schön!

Meine pferdischen Kumpels so, von denen ich gehört hab, haben außerdem immer wieder Sachen erzählt, die ich gottseidank garnicht fühlen musste (Also ich Nelli)

Aber ich sag Euch trotzdem mal n Beispiel.

Einer zum Beispiel ist voll jung (mit knapp3J. !) schon eingeritten worden, und zwar so, wie er  nicht verstehen konnte, da das Ganze nach Schema F und nach „das haben wir immer so gemacht“, und ach das macht dem doch nix aus, der ist doch ganz brav, so haben wir immer die Pferde eingeritten, da stirbt er schon nicht von wenn der mal n bißchen enger genommen wird,  und… ach ich hab noch so viel gehört….

(Da fühle ich mich jetzt voll traurig, während ich das schreibe) Der hat erst gekämpft (weil er Schmerzen gefühlt hat) Dann hat er mit sonem „Schlaufzügel“ und dem Kopf auf der Brust gezogen laufen müssen. Hat natürlich nur Schmerzen gefühlt, aber dann irgendwann hat er aufgegeben, garnichtsmehr gefühlt… Ist in der Reithalle stumpf Runde um Runde gelaufen, obwohl alles wehgetan hat.

(Musste er ja wohl)

Hat seine Trauer und den Schmerz in der Box durch Koppen oder so Sachen ausgeglichen. (war ja nicht auf der Weide, weil der sich verletzen könnte) Wurde immer kränker. Irgendwann war dann der Tag da, wo gesagt wurde, der taugt nix mehr. Entweder geht der in die Wurst oder wir finden nen Verrückten der den noch nimmt…so als Beisteller…

Kann auch anders voll doof gehen, dann gibt Pferd nicht auf und wird zum „Autisten“, leidet stumm.  Sondern wird böse und unberechenbar, an der Hand und auch unter dem Sattel. Solche Sachen hat man sich übrigens von mir erzählt. Also nicht unter dem Sattel, bin ja erst hier eingeritten worden, aber den Rest! Auch das ist nur ein Hilferuf, denn ich habe mich immer unverstanden gefühlt.

Ach, ich fühl mich grad doll traurig. Es geht ja nicht nur uns Pferden oft so, sondern die Zweibeiner gehen ja auch mit sich oder anderen Tieren nicht zimperlich und doof um. Vielleicht sollten wir es mal zur Aufgabe machen, dass jeder sein Gegenüber fühlen muss. Also so hinfühlen, wie es dem anderen so gerade geht. Ich glaube, dann würden viele Zweibeine viel netter und klarer miteinander umgehen.

Aber die Geschichte von meinem Kumpel hat ein HappyEnd!!!! Der ist nämlich dann zu nem Zweibein gekommen, wo seine körperlichen Probleme (lebt jetzt auch mit Freunden inner WG) durch Haltung und umsichtiges, biomechanisch korrektes und gesunderhaltendes Training, sowie seine psychischen Probleme durch ganz viel Liebe und Verstehen von seinem neuen Zweibein  😉 fast ganz verschwunden sind.

Kumpel, ich kann Dir sagen, das dauert… Aber jeden Tag fühl man sich ein bißchen besser, lebenslustiger, stärker, alberner, leistungsbereiter, dankbarer , vielleicht manchmal auch traurig (darf ja auch), und in meinem Falle hungrig…

Apropo fühlen… Auch Rinder fühlen! Natürlich! Und in diesem Falle fühlt der Deus sich sehr wohl. Unbedingt Ton an.

Um die eigene Emotion und Empfindung zu fühlen, sind Pferde und/oder Rinder wunderbare „Gegenüber“ , die aus dem Moment im Hier und Jetzt agieren und ihr Gegenüber ohne Vorbehalte annehmen. In diesem wunderbaren Sinne: Fühlt Euch wohl! Und geniesst das Leben, genau wie der liebe Deus!